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Hyoscyamus niger

Bilsenkraut, Hühnerkraut, Solanaceae – Nachtschattengewächs

foto: H. Zell/wikipedia

Pharmakologisches / Arzneilich genutzte Teile / Vorkommen und Physiologie

Das schwarze Bilsenkraut ( vulgär auch Hühnerkraut genannt, weil es, obwohl unschädlich für viele Tiere, äußerst giftig für Geflügel ist ), ist eine krautige Pflanze aus der Familie der Solanaceen, die in unserem Lande auf Schutthalden, in der Nähe der Wohnstätten, auf Brachland, in Hecken und an Wegrändern wächst.

Stengl, Blätter und Blüten fassen sich klebrig und verströmen einen schlechten, übelkeitserregenden Geruch aus. Auch der Geschmack ist durchaus Übelkeit erregend.

Die Pflanze enthält das Alkaloid Hyoscyamin, die der Hauptwirkstoff zu sein scheint und dessen Wirkung dem Atropin (Bella donna) sehr ähnlich ist.

Wir benutzen die ganze Pflanze, während der Blüte im Juli gesammelt, um daraus eine Urtinktur herzustellen, aus der wir die verschiedenen Dynamisationen verschütteln. ( Lathoud )

 

Toxikologie

Das schwarze Bilsenkraut enthält neben Hyoscyamin auch das Alkaloid Skopolamin.

Es hat zu Vergiftungen geführt durch Verwechslung der Blätter und Wurzeln mit Pastinaken Wurzeln oder Endivien. Durch Verzehren durch Zufall, sowie durch zu große arzneiliche Dosen, vor allem der Tinktur.

Die Vergiftungssymptome erscheinen zwischen 10 Minuten bis zu zwei Stunden nach Aufnahme der Bilsenkraut Teile. Die Mortalität liegt bei ung.11,6 Prozent.

Skopolamin und Hyoszin lähmen die Funktionen der Großhirnrinde.

 

Einen Einblick in Varianten des Vergiftungsverlaufes geben die folgenden Vorkommnisse :

Vier Knaben im Alter zwischen 5 und 11 Jahren hatten eine größere Menge Samenkapseln gegessen und wurden daraufhin ins Krankenhaus gebracht :

Der 11jährige zeigte ein gerötetes Gesicht, Lippen trocken, Pupillen maximal erweitert; der Knabe schlägt um sich, wälzt sich umher und schreit öfters laut auf. Durch die Magenpumpe und dem anschließenden Erbrechen wurde eine große Menge schwarzer Samenkörner entleert. Ihm wurden 9 mg Morphium injiziert, die ihn in einen tiefen Schlaf brachten. Am nächsten Morgen war er wach und völlig klar und erzählte, dass er 21 Samenkapseln gegessen hätte.

 

Der 5jährige spricht bei der Aufnahme fortwährend unzusammenhängende Worte mit heiserer Stimme und greift mit den Händen in der Luft umher. Die Lippen sind trocken, im Brustbereich ein scharlachähnliches Exanthem, Pupillen äußerst weit. Auch hier wurden durch Magensonde und Erbrechen massenhaft Samenkörner entleert. 3 mg Morphium schafften Ruhe, doch erwachte der Knabe in der Nacht und wurde sehr unruhig, wobei er ständig phantasierte. Auf weitere 3 mg Morphium schlief er gegen Morgen wieder ein. Die Pupillen waren im Schlaf sehr eng, wurde er aufgeweckt, so erweiterten sie sich sofort auf das Maximum, um im Schlaf wieder zu verengen. Das Scharlachexanthem war morgens völlig verschwunden und als der Patient erwachte, war er vollkommen klar.

 

Bei dem 9jährigen waren die Pupillen ebenfalls ad maximum erweitert, das Gesicht gerötet, die Stimme heiser; der Knabe selbst war still, apathisch und ließ sich ohne weiteres die Magensonde einführen; auch bei ihm wurde eine Menge Samen entleert; er gab an etwa 20 Kapseln gegessen zu haben. Da er ruhig war, bekam er vorerst kein Morphium, wurde aber zum Abend hin sehr unruhig, so dass ihm 6 mg Morphium injiziert wurden, die jedoch völlig ohne Wirkung blieben, während er immer mehr delirierte; eine weitere Gabe von 6 mg blieben ebenfalls wirkungslos. Morgens wurde ihm ein warmes Bad mit kalter Übergießung gegeben, worauf er einschlief und am Nachmittag völlig klar erwachte.

 

Der 7jährige klagte über Trockenheit im Mund, sprach heiser, das Gesicht war gerötet, das Sensorium vollkommen frei. Auf ein Emetikum erfolgte Erbrechen mit einigen Samenkörnern; Morphium wurde nicht gegeben. Am nächsten Morgen sprach er noch etwas heiser, sein subjektives Befinden war aber ein gutes.

Bei Vergiftungen erfolgt die gleiche Behandlung wie bei Belladonna-Vergiftungen. ( Louis Lewin )

 

Organaffinität / Seitenbeziehungen

Hyos. wirkt speziell auf das Gehirn und verursacht von da aus in jedem Organ eine Serie von Symptomen, die man in drei Stufen einteilen kann: zunächst eine Phase der Erregung mit Spasmen, dann eine asthenische Phase, in der sich Kongestionen durch Stagnation des Blutes in den Kapillaren einstellen und schließlich eine paralytische Phase, die ins Koma mündet.

 

Miasmatische Zuordnungen

Psorisch

Zählt lt. Bönninghausen zur 2. Klasse derjenigen Mittel, die eine kurze Wirkungsdauer besitzen.

 

Klinische Indikationen

Alkoholismus; Morbus Alzheimer; Amaurose; Angina pectoris; Augenerkrankungen; Bauchtyphus; Blasenlähmung; Bronchitis, Chorea; Delirium tremens; Delirium; Diarrhoe, Dysmenorrhoe; Eklampsie; Epilepsie; Geisteskrankheit; Hämoptyse; Hämorrhagie; Harnretention; Husten, Hydrophobie; Hypochondrie; Hysterie; Konvulsionen; unterdrückte Lochien; Manie; manische Depression; Meningitis; Nachtblindheit; Nasenbluten; Neuralgie; Nymphomanie; Paralyse; Morbus Parkinson; Parotitis; Pneumonie; Psychische Störungen; Raserei; Schizophrenie; Schlafstörungen; Senilität; Sexueller Wahn; Syphilophobie; Tetanus; Wochenbettpsychose; Zahnschmerzen.

 

Causae

Eifersucht; unglückliche Liebe; Kummer; Schreck; Üble Folgen von unterdrückten Lochien oder  Milchsekretion.

 

Leitsymptome

Große Erregung mit Delirien und Halluzinationen; Geschwätzigkeit

 

Manie, begleitet von Raserei, Tanzen, wildem Reden und Lachen

 

Argwöhnisch und Angst beobachtet zu werden

 

Verlangen sich zu entblößen, die Kleidung auszuziehen, entblößt und berührt die Genitalien

 

Furcht vergiftet zu werden; von Tieren gebissen zu werden,

 

Folgen von unglücklicher Liebe, von Aufregungen, von Eifersucht und erlittenem Unrecht.

 

Krämpfe der unwillkürlichen und willkürlichen Muskulatur; Tremor und Zuckungen

 

Epileptische Anfälle, v.a. mit bläulichem, aufgetriebenem Gesicht

 

Zähneknirschen; Kiefersperre

 

Unwillkürlicher Abgang von Stuhl und Harn  ( durch Lähmung )

 

Krampfartiger Reizhusten, sobald er abends im Bett warm geworden ist

 

Ruhelose Finger, spielt ständig damit, zupft an der Bettdecke; macht Gesten

 

Gemütssymptome

Die Gemütssymptome sind der wichtigste Bereich des Mittelbildes.

Das Nervensystem ist geschwächt.

Er kann seine Gedanken nicht ordnen, sein Minenspiel nicht beherrschen. Sein Geist ist durcheinander, die Bewegungen unausgeglichen.

Wenn dieser Zustand sich verschlimmert, führt die geistige Verwirrung zu Erregung, Delirium, Halluzinationen, Manie und Wahnsinn.

Krampfanfälle treten auf und alle diese nervösen und muskulären Paroxysmen gehen schließlich in einen Zustand tiefer Bewusstlosigkeit über.

Passive Delirien, Halluzinationen: Er taucht aus seinem Stupor auf, um zu reden und verwirrte Gespräche zu führen und versinkt dann wieder in seinen Stumpfsinn.

Wechselnde Zustände im Delirium : er ist mild und gleich darauf wieder ärgerlich und erregt.

Im Stumpfsinn liegt er ausgestreckt, murmelt unverständlich, zupft an der Bettdecke. Von dem was um ihn herum vorgeht begreift er nichts; greift nach allem was er erreichen kann, greift auch nach unsichtbaren Dingen – dieser Zustand hält an bis er wieder in tiefe Bewusstlosigkeit fällt.

Misstrauisch, eifersüchtig, zum Streiten aufgelegt, reizbar gegen jeden. Dieser Zustand misstrauischer Reizbarkeit wird von Phobien begleitet, bei denen er Angst hat allein zu sein, ermordet zu werden, zu essen, zu trinken oder Medizin zu nehmen aus Furcht vor Vergiftung.

Irrereden, Delirium, Possenhaftigkeit, lächerliche Bewegungen, Lachen und sinnloses Geschwätz.

Er sieht alle möglichen unbeschreiblichen Dinge; Er bildet sich alles Mögliche ein über die Menschen, die um ihn herum sind, wie auch über sich selbst.

Er wird sehr argwöhnisch und dieser Argwohn kann auftreten sowohl bei akuten Krankheiten, wie auch bei Schüben geistiger Verwirrung.

Er misstraut jedem; Er bildet sich ein verfolgt zu werden, dass sich alle gegen ihn verschworen haben, dass er keine Freunde mehr hat.

Er will nackt sein, sich ausziehen. Anfangs erfolgt dieses Bedürfnis nackt zu sein aufgrund der Überempfindlichkeit der Haut, die es ihm unmöglich macht Kleidung zu ertragen. Das kommt bei Irrsinn vor, kann aber auch bei akuten fieberhaften Erkrankungen auftreten. Es kommt ihm nicht in den Sinn, dass es etwas Ungewöhnliches oder Unanständiges ist. Er kann sich aber aus sexueller Erregung heraus ausziehen, kann dabei sehr obszön werden.

Erotischer Wahnsinn mit heftiger Eifersucht; unzüchtiger Wahnsinn, bei dem er grobe und obszöne Lieder singt. ( Lathoud )

 

Körperliche Beschwerden

Kopf:

Blutandrang zum Kopf mit Kopfschmerzen, die sich durch Wärme bessern und durch Bewegung und Vornüberbeugen verschlechtern; Krämpfe des Gehirns.

 

Augen:

Pupillen sind erweitert, gerötete und ungewöhnlich glänzende Augen. Wilder, funkelnder Blick; Lähmung der Augenmuskeln, Doppeltsehen, Gegenstände erscheinen in farbiger Umrandung; Funken und Blitze vor den Augen.

 

Ohren:

Taubheit durch Lähmung des Hörnervs; summende, singende, brausende Geräusche. Schwerhörigkeit nach Apoplexie ( wenn Belladonna versagte ).

 

Nase:

Nasenlöcher rußig, rauchig, Nasenbluten hellrot mit Speichelfluss; Verlust des Geruchs- und Geschmackssinns.

 

Gesicht:

Rote, heißes, geschwollenes Gesicht; Kaltes, blasses Gesicht, bläulich, livide; Verzerrtes Gesicht; Stumpfsinniger Gesichtsausdruck; Macht Grimassen und lächerliche Gesten; Unterkiefer fällt herab; Kiefersperre. Gesicht wird sehr rot bei Hustenanfällen.

 

Mund:

Schaum vor dem Mund, Stinkender Mundgeruch, fauliger oder salziger Geschmack. Wundheitsgefühl der Weichteile zwischen Zahnfleisch und Wangen. Trockenheit von Mund, Rachen und Lippen.

 

Hals:

Krampfhafte Einschnürung des Halses, kann keine Flüssigkeiten schlucken, besser gehen feste und warme Speisen. Flüssigkeiten kommen zur Nase heraus oder gelangen in den Kehlkopf. Furcht vor Flüssigkeiten; Stechende Trockenheit; brennend, schießende, nadelartig stechende Halsschmerzen.

 

Verdauungsorgane:

Magenkrämpfe in periodischen Anfällen, besser durch Erbrechen; Koliken mit lautem Schreien, Erbrechen und Konvulsionen; Bitteres, leeres Aufstoßen; Schluckauf bei Säuglingen, Schluckauf durch Gehirnerschütterung.

Aufgetriebenes  Abdomen, Kolik, als ob das Abdomen platzt; Rote Flecken ( Petechien ) am Abdomen; Offener Nabel bei Säuglingen, durch den  Urin durchsickert.

Schwäche des Analspinkters verursacht große Schwierigkeiten beim Zurückhalten des Stuhls. Unwillkürlicher Stuhlabgang im Fieber, im Schlaf und durch Erregung. Diarrhoe nach der Entbindung; Obstipation mit Epilepsie.

 

Urogenitaltrakt:

Unwillkürliches Wasserlassen; häufige, spärliche, schmerzhafte, nächtliche Miktion; Harnverhaltung nach der Entbindung; Ausscheidungstörungen bei Kindern mit Hirnschaden;

Nephritis mit Delirium;

Übermäßiger Sexualtrieb; entblößt seine Genitalien; spielt mit den Genitalien im Fieber;

Hysterische oder epileptische Krampfanfälle vor den Menses; Menses sehr reichlich, hellrot; blasse Blutung mit Konvulsionen; Bettnässen während den Menses; Erkältungen setzen sich im Uterus fest und verursachen Wehen ähnlichen Schmerzen; Konvulsionen in der Schwangerschaft; Konvulsionen wenn Lochien oder Milch unterdrückt werden; Wochenbettpsychose; Nymphomanie;

 

Atmungsorgane /Brust:

Rauheit im Kehlkopf und Heiserkeit der Stimme; Krampfartiger, trockener, kitzeliger Husten, der ihn nachts aufweckt, Verschlimmerung durch Hinlegen, besser durch Aufsetzen; Krampfartiger Reizhusten, sobald er abends im Bett warm geworden ist; Rasselnde Atmung mit viel Schleim in den Atemwegen,

Druck , Enge und Angst in der Präkordialregion; Chronisches Herzklopfen mit Angst;

 

Rücken / Extremitäten:

Rückenschmerzen, v.a. in der Lendengegend mit Schwellung der Füße; Herpesartige Flecken im Nackenbereich;

Ruhelosigkeit der Finger, zupft an der Bettwäsche; Große Ruhelosigkeit, jeder Muskel zuckt; Krämpfe in Waden und Zehen; Zittern der Hände und Füße; Geballte Fäuste mit eingezogenen Daumen während Konvulsionen:

 

Haut:

Haut ungewöhnlich trocken und heiß; Brüchige Haut, mangelnde Empfindung; Scharlach mit ausgeprägten Gemütssymptomen; Windpocken mit Bläschen in Gruppen; Große Blutblasen; Gangränöse Flecken; Pusteln um Geschwüre; Unterdrückte Hautausschläge mit Diarrhoe;

Erschöpfender Schweiß im Schlaf;

 

Schlaf

Schlaflosigkeit die ganze Nacht mit Ruhelosigkeit, Zucken und Auffahren; Epileptische Anfälle enden mit tiefem Schlaf; Schläft ein, beim Beantworten von Fragen; Kind weint und schluchzt im Schlaf, ohne zu erwachen; Tiefer, komatöser Schlaf mit Konvulsionen und unwillkürlichen Bewegungen der Glieder.

 

Allgemeines

Ohnmachtsanfälle, wiederholte Ohnmachten; Allmählich zunehmende große Schwäche; Beschwerden nach Einatmen von Äther; Heftige Krankheitsverläufe; Passend für nervöse, gereizte, leicht erregbare Menschen;

 

Modalitäten, Allgemein und Lokal

AMEL: durch Bewegung, Aufsetzen, Wärme, Bücken

 

AGG: durch Gemütsbewegungen, Eifersucht, unglückliche Liebe, Kummer, Berührung, Kälte, abends und nachts; im Liegen, nach dem Essen; vor, zu Beginn und während der Menstruation.

 

Arzneibeziehungen / DD zu ähnlichen Mitteln

Stramonium: Verhaltensstörung und Manie; Gewalttätigkeit; Furcht vor Wasser; übermäßiger Sexualtrieb; Konvulsionen, Strabismus; Geschwätzigkeit; Eifersucht; Zuckungen und Tics.

 

Lachesis: Geschwätzigkeit, Eifersucht, Furcht vor Vergiftung; heftige Wutausbrüche; übermäßiger Sexualtrieb; Schwierigkeiten beim Schlucken; Apoplexie.

 

Weitere Vergleichsmittel:

Nymphomanie: Platina, Cantharis

 

Eifersucht und Folgen von: Ignatia, Apis, Nux vomica,

 

Motorische Unruhe: Agaricus, Tarantula, Arsen, Rhus tox., Jodum

 

Delirien: Belladonna, Cannabis ind., Veratrum album,

 

Unwillkürlicher Stuhlabgang: Aloe, Arsen, Acid.- phos., Phos.,

 

Lähmung der Blase mit unwillkürlichem Harnabgang: Opium

 

Reizhusten schlimmer nachts: Drosera,

 

Hyos. folgt gut auf : Bell., nux-v., op., rhus-t.,

 

Es folgen gut : Bell., phos., puls., stram., verat.

 

Literaturquellen :

Boericke, Seideneder, Clarke, Mezger, Lathoud, Murphy, Morrison, Bönninghausen, Vermeulen, Voisin, Lewin.

 

Bella donna

c: Kurt Stüber/wikipedia

Tollkirsche, Teufelskirsche, Irrbeere, Wutbeere

Familie: Solanaceae (Nachtschattengewächse)

Pharmakologisches / Arzneilich genutzte Teile / Vorkommen

Atropa belladonna gehört zur Familie der Nachtschattengewächse, wie auch Capsicum, Dulcamara, Hyoscyamus, Mandragora, Solanum, Tabacum.

Das Verbreitungsgebiet erstreckt sich von Skandinavien, West- und Südeuropa und den Balkan über Kleinasien bis nach Nordafrika und den Iran.

Bei der Schwarzen Tollkirsche handelt es sich um eine ausdauernde, krautige Pflanze, die gewöhnlich Wuchshöhen zwischen 50 cm und 1,50 m erreicht. Die reich verzweigte Pflanze zeigt ein kräftiges Erscheinungsbild. Der stumpfkantige Stängel wächst aufrecht und weist eine feine Behaarung auf.

Die Blütezeit reicht von Juni bis August. Der Aufbau der Frucht gleicht einer Tomate – auch wenn sie viel kleiner ist und durch einen hohen Gehalt an Anthocyanen dunkel gefärbt ist. Die kugeligen Beeren zeigen eine schwarze, lackartig glänzende Oberfläche. Der Geschmack der reifen und saftigen Tollkirschenfrucht ist nur leicht süß, etwas bitter und stark adstringierend (hinterlässt ein pelziges Gefühl im Mund).

Die Beeren reifen von August bis Oktober. Zur Bereitung der Tinktur wird die gesamte Pflanze zu Beginn der Blüte verwendet.

Toxikologie

Die schwarzen Beeren, aber auch die Blätter sind hochgiftig, sie enthalten Alkaloide, wie das Gift Atropin, Hyoscyamin, Belladonnin, Skopolamin und Atropamin.

Bei Kindern führen bereits drei bis fünf Beeren, bei Erwachsenen 10 Beeren aufwärts, innerhalb von 14 Stunden zum Tod durch Atemlähmung.

Beginnende Vergiftungserscheinungen sind: Übelkeit (Erbrechen rettet hier das Leben), Pupillenerweiterung, Doppeltsehen, Nebligsehen bis völlige Blindheit, Schwindel und Schwanken, erhöhter Puls bis 175 und höher, diffuse oder fleckige Scharlachröte von der Stirn bis zum Leib, Schluckstörungen, Aufregung und Angst, gerötetes Gesicht, Karotiden stark pulsierend, Zucken von Muskeln, Halluszinationen der Sinne, Bewegungstrieb, Delirium mit Schreien, Pfeifen, Lachen, Bellen, um sich schlagen, Beißen.

Atropin geht über die Muttermilch auch auf den Fötus über und kann den Säugling vergiften. In der europäischen Steinzeit wurde Belladonna als Pfeilgift für die Jagd verwendet. Im Mittelalter wurde der Saft als Schminkmittel verwendet und als Tropfen zur Vergrößerung der Pupille, was in der Damenwelt als besonders adrett galt, auch wenn man Sehstörungen in Kauf nehmen musste.

Die lokale Pupillenerweiterung beim Augenarzt nach Atropin beruht auf einer Lähmung des Nervus oculomotorius.

Auf Ziegen und Kaninchen hat die Tollkirsche keine giftige Wirkung, bei fleischfressenden Tieren ist die Wirkung mäßig. Teste vergleicht die unterschiedliche Wirkung auf Mensch und Tier und nimmt an, dass sie proportional zur Gehirnentwicklung wirke (s. Clarke).

Organaffinität/Seitenbeziehungen

Hauptwirkung auf das Gehirn, NS, Gefäße, Haut, Kopf

Seitenbezug: hauptsächlich rechts

Miasmatische Zuordnung

Nach Bönninghausen antisykot Nach Bönninghausen antisykotische und antipsorische Arznei

Causae

Empfindlich auf den Wechsel von warm nach kalt, Zugluft, feuchtes Wetter, nach Haareschneiden, Kopf waschen Nach Zorn (Bönn)

Leitsymptome

Plötzlicher, heftiger Beginn der Beschwerden

Hohes Fieber mit Delirium , ohne Durst

Heißer Kopf und kalte Extremitäten

Erweiterte Pupillen

Blutandrang zum Kopf, roter Kopf

Brennende, klopfende, pulsierende Schmerzen mit pochenden Karotiden

Körperteile sind heiß, trocken, rot

Empfindliches Sensorium: empf. gegen Geräusche, Licht, Berührung, Bewegung, Erschütterung

Beugen der Nackenmuskulatur nach hinten (Verdacht auf Meningitis)

Gemütssymptome

Cholerisches Temperament, Manie, Raserei,

Neigung zu beißen, kratzen, spucken, um sich schlagen, Dinge zu zerreißen,

große Angst, will entfliehen, große Unruhe mit andauerndem Umherwerfen (besonders nachmittags und nachts), Neigung sich aus dem Fenster zu stürzen (Bönn), Heulen, Schreien, weinerliche Furchtsamkeit, sieht schreckhafte Figuren und Bilder, Furcht vor Hunden, Flugangst.

Körperliche Beschwerden

Kopf und Schwindel

Schwindel fällt dabei zur linken Seite oder nach hinten Kopfschmerz mit Blutstau zum Kopf, Kopfschmerz mit gerötetem Gesicht und glänzenden Augen, dilatierte Pupillen, < Licht, Lärm, Erschütterung, Bücken, Sonne, Hitze, Haarwäsche, Schmerzen ziehen vom Kopf abwärts, Meningitis, Encephalitis, pulsierende Karotiden, Sonnenstich (Glonoinum), Kopf rollen

Augen

Erweiterte Pupillen, Erweiterte Pupillen, starrend, glänzend, hervorstehend, brennende Trockenheit, rote Konjunktiva, Photophobie, Ziliarneuralgie kommt und geht plötzlich, Exophthalmus, Strabismus

Ohren

Otitis media, vor allem rechts, neuralgisch, Schmerz verursacht Delirium, Kind schreit im Schlaf auf, Ohrenschmerzen < geringstes Geräusch, > Wärme Dr. Cooper heilte chron. Taubheit mit Bell (s. Clarke)

Hals

Trockener, heißer Hals, Engegefühl beim Schlucken, Kloß, der sich nicht entfernen lässt, wie eingeschnürt, rote, geschwollene Tonsillen, < rechts, Drang zu schlucken, was schmerzhaft ist, < trinken, essen, Hahnemann: hilft nur bei dem glatten Scharlachfieber (Sydenham) nicht bei Purpurfriesel

Verdauungstrakt:

Mund

Trockenheit im Munde, roter Streifen in der Zungenmitte, breiter nach der Spitze zu, charakteristischer dürfte jedoch die Erdbeerzunge sein, sei sie nun weiß oder sei sie rot, mit erhabenen roten Papillen.

Magen

krampfartiger Schmerz, Zusammenschnürung, Schmerz in Magen und Leber erstreckt sich zu Schulter und Hals. Der Durst richtet sich zuweilen auf große Mengen von Wasser, zuweilen auch nur auf eine dauernde Anfeuchtung des Mundes wie bei Arsen oder auf kleine Schlucke von Wasser.

Abdomen Peritonitis des Kolon transversum, wie ein Wulst vorgewölbt mit empfindlichem und geblähtem Abdomen und schneidenden Schmerzen, Kolik, Verkrampfung um den Bauchnabel, extreme Empfindlichkeit gegen Berührung und Ruhelosigkeit, > fester Druck (DD: Bryonia: > Ruhe/ Coloc: > zusammenkrümmen, Ruhe/ Rhus-t: > umherlaufen), Schmerzen kommen und gehen plötzlich Stuhl wie Kalkklumpen (Clarke, Boger)

Urogenitaltrakt Entzündungen, Schmerz abwärtsdrängend (DD: Nux.v., Sep (Bönn.), < früh morgens, Trockenheit und Hitze der Vagina, Menses hellrot, verfrüht und zu reichlich, Menses und Lochien heiß oder mit Hitzegefühl in den Genitalien und widerwärtig stinkend, Wehen kommen und gehen plötzlich oder setzen aus.

Atemorgane und Brust

Trockener, kurzer, kitzelnder Husten (DD: Phos, Rumex), Kehlkopfhusten, Keuchhusten, < nachts, bellend, weckt nach Mitternacht, Heiserkeit, Stimmverlust Mastitis mit geschwollenen, entzündeten und verhärteten Brüsten, die Entzündung geht strahlenförmig vom Zentrum zur Peripherie, rot gestreifte Mammae, (DD: Bryonia hat weniger Röte und Hitze, mehr Verhärtung und isolierte Anschwellung), pochende Schmerzen Heftiges Herzklopfen mit Pulsieren durch den ganzen Körper, hallt im Kopf wider, beschleunigter aber schwacher Puls, Pochen in den Karotiden

Rücken und Extremitäten

Rücken fühlt sich wie gebrochen an (Boger) Arthritis mit heißen, geschwollenen Gelenken, mit roten ausstrahlenden Streifen, schießende Stiche entlang den Gliedern, Kalte Extremitäten bei heißem Kopf

Haut

Helle, rote, glänzende, trockene, heiße Haut, scharlachartiger Ausschlag breitet sich plötzlich aus und ist glatt, oder abwechselnde Rötung und Blässe der Haut, Dermatitis, Erysipel

Unverträglichkeiten, Abneigungen, Verlangen

Verlangen: Zitrone, Limonade

Abneigung: Wein, Fleisch

Unverträglichkeit: Säuren, Wein

Schlaf

Ruhelos mit Aufschreien und Zähneknirschen, erw Schlaf Ruhelos mit Aufschreien und Zähneknirschen, erwacht ständig durch schreckliche Träume und Zuckungen, lautes Singen und Reden im Schlaf, Aufschrecken beim Schließen der Augen oder während des Schlafes, schläft mit den Händen unter dem Kopf, schläfrig, aber kann nicht schlafen Träume vom Fallen (Thuj)

Wichtige Lokalsymptome und Erstreckungen

Blutandrang zum Kopf Röte des Gesichts mit perioraler Blässe Schmerzen erstrecken sich nach unten (DD: bei Sil und Gels laufen die Schmerzen den Rücken hinauf: Clarke) Stechen von einer Schläfe zur anderen, Clarke Hauptsächlich ein rechtseitiges Mittel, besonders Kopf, Auge, Ohr, Gesicht, Zähne, Hypochondrium, Brust, Extremitäten – Mund und Gaumen eher links (Clarke)

Allgemeines

Schweiß nur an bedeckten Körperpartien (Thuj an unbedeckten) Frostiges Mittel mit Hitze

Modalitäten

AMEL: rückwärtsbiegen, Ruhe, Stehen, aufrechtes sitzen, Wärme, leichtes Bedecken

AGG: nachmittags, 15 Uhr, 23 Uhr, nach Mitternacht, Berührung, Bewegung, hinlegen, Erschütterung, Lärm, Zugluft (Kopf), kalte Anwendungen, Haare waschen(schneiden), unterdrückter Schweiß, blicken auf glänzende Gegenstände, trinken, Schlaf, hinlegen, liegen auf der betroffenen, Seite (> Bry ) , Hitze, Sonne

Arzneibeziehungen/DD zu ähnlichen Arzneien

Aconitum: plötzliches, hohes Fieber und Entzündung, starke Schmerzen, durch kalten Wind

Apis: Hitze und Entzündung und Schwellung, glasig, ödematös (Bell: hellrot, dunkelrot, rote Flecken/ Lach: livide, septisch) besser kalte Umschläge, durstlos, rechtsseitige Beschwerden, geistig gesund

Bryonia: Fieber, starke Verschlimmerung durch Bewegung und Erschütterung, besser durch Druck, Appendizitis, bei Pneumonie und Pleuritis, besser liegen auf der betroffenen Seite (Bell schlechter)

Hyoscyamus: niedrigeres Fieber, weniger zerebrale Kongestion und Entzündung und manisches Delirium, eher aufgedunsenes, purpurfarbenes Gesicht, erweiterte Pupillen, Krämpfe, Zuckungen, krampfhafter Reizhusten, schamlos, unbekleidet, vulgär, Geschwätzigkeit, Stottern, schlechter Eifersucht, Verlangen nach Licht

Lachesis: Störungen von Kreislauf und Blutdruck, Kongestion und Pulsieren, Schwellungen livide, septisch, schlechter enge Kleidung am Hals, schlechter Hitze, Geschwätzigkeit Stramonium: weniger Fieber als Belladonna, aber mehr Fieber als

Hyoscyamus, erweiterte Pupillen, geistige Verwirrung, stärkeres Delirium (wie Bell + Hyos), Raserei, Gewalttätigkeit, Fehlen von Schmerzen, puerperale Psychose, Zittern, Schweiß bringt keine Erleichterung, < Licht, Spiegel, Wasser (Konvulsionen), Angst vor Dunkelheit.

Belladonna ist das Akutmittel zu Calc.c.

Bei Überdosierung von Bell hilft eine Zwischengabe Stram

Trio der Deliriummittel: Bell, Hyos, Stram

Trio Herabdrängen im Uterus: Bell, Lil-t, Sep

Gute Folgemittel: Cham, China, Con

Ergänzungsmittel: Calc.c, Hep, Merc

Antidot gegen: Acon, Arum-t, Chin, Cupr, Ferr, Hyos, Jab, Merc, Op, Plat, Plb

Muss bei akuten Erkrankungen oft wiederholt werden.

Literaturquellen Allen, Blackwood, Boericke, Bönninghausen, Boger, Clarke, Cowperthwaite, Hahnemann, Hering, Kent, Lewin, Lippe, Pulford, Rehman, Vermeulen Homöopathische Arzneimittelbilder Copyright: www.homoeopathie-krause.de – 2024