Bönninghausen

Methode Bönninghausen

Clemens Maria Franz Freiherr von Bönninghausen * 12. März 1785 in Niederlande und † 25. Januar 1864 in Münster. Homöopath, Botaniker und höherer preußischer Verwaltungsbeamter.
Unter der sogenannten Bönninghausen-Methode (später von Boger weiterentwickelt) versteht man eine bestimmte Art der Fallanalyse; die Grundlage dazu ist das erste Repertorium, das „Therapeutische Taschenbuch TTB“ von Bönninghausen.
Es werden nur durch Arzneimittelprüfung (AMP) entstandene und durch Heilung verifizierte Symptome verwendet und es werden nur 133 Mittel in das Repertorium aufgenommen.

Die vollständige Fallanalyse besteht aus:

● der Totalität der Symptome, dem vollständigen Symptom
● der dissoziierten Repertorisation
● der Rekombination der Geniussymptome
● der Einführung der Grade (die Gewichtigkeit eines Symptomes)
● der Untergliederung in Haupt- und Nebensymptome (Gewichtung)
● der wahlentscheidenden Gemütssymptome
● der anschließenden Polaritätsanalyse

Begriffsanalyse:

Das vollständige Symptom
Das vollständige Symptom besteht aus der Lokalisation (Ort der Beschwerde), der Empfindung, den Modalitäten (Umstände und Zeiten der Verbesserung und Verschlimmerung) und den Begleiterscheinungen.

Die dissoziierte Repertorisation
Jede Arznei hat charakteristische Symptome, die sich wie ein roter Faden durchziehen (Genius). Die dissoziierte Rerpertorisation bedeutet, dass man ein vollständiges Symptom wieder in seine Einzelteile zerlegen und neu kombinieren (Rekombination) kann. Beispiel: Beispiel: Symptom: Herzklopfen < Wein Kent: Brust, Herzklopfen, Wein, durch: “Naja, Nux-v“ Bönninghausen: Gefäße, Puls, Herzschlag: Herzklopfen 102 Mittel < nach Umständen, Nahrungsmittel Alkoholika, Wein: 35 Mittel -> Schnittmenge: 30 Mittel

Der Genius der Arznei
Der Genius eines Heilmittels (alle Eigenschaften und Zeichen, die das Arzneimittel wie ein roter Faden durchziehen) muss in allen Fällen dem Genius der Gesamtkrankheit entsprechen. Das bedeutet, Arznei und Krankheit dürfen sich nicht widersprechen.

Die Grade
Bönninghausen hat die Grade in die Homöopathie eingeführt und zwar durch vier verschiedene Schrifttypen. Grad drei und vier repräsentieren den Genius am meisten.

Die Gewichtung der Symptome
Das wichtigste Symptom ist die Causa, falls vorhanden. An zweiter Stelle steht das Hauptsymptom, wegen welchem der Patient die Praxis aufgesucht hat. An dritter Stelle das Nebensymptom/die Nebensymptome, die gleichzeitig mit dem Hauptsymptom entstanden sind. Und schließlich die Gemütssymptome.

Die Gemütssymptome
Im Gegensatz zu Kent haben für Bönninghausen die Gemütssymptome nur zur Unterscheidung der Mittel Bedeutung. Gewichtig sind sie nur, wenn sie sehr stark ausgeprägt sind und vor der Entstehung der Hauptbeschwerde nicht vorhanden waren.

Polaritätsanalyse
Viele Mittel haben in ihren Modalitäten polare Symptome. Beispielsweise „Redselig“ ist bei Lachesis im 4. Grad und „schweigsam“ auch bei Lachesis im 1. Grad. Tritt nun das Symptom „redselig“ bei einem Patienten mit deutlicher Ausprägung auf, so muss es auch im TTB hochwertig auftreten (Beispiel Lachesis: 4-wertig). Ist das nicht der Fall, so ist das eine Kontraindikation für das Mittel.

Placenta humana

photo: detail/Wei Hsu, Shang-Yi Chiu

Allgemeines

Die Plazenta ernährt den Embryo während der Schwangerschaft. Sie besteht aus mütterlichem Gewebe der Gebärmutterschleimhaut und embryonalem Gewebe, wiegt in ausgereiftem Zustand ca. 500g und hat ca. 17 cm Durchmesser. Neben der Versorgungsfunktion (Nährstoffe und IgG-Antikörper) hat sie auch hormonelle Aufgaben für das Weiterbestehen der Schwangerschaft und für die Vorbereitung der Laktation. Die Plazenta wird seit Urzeiten für medizinische Zwecke verwendet. Sie soll Stärke, Kraft und Gesundheit bringen. Heutzutage lassen sich viele Frauen nach der Geburt ihres Kindes Globuli für den Eigenbedarf bei dafür spezialisierten Apotheken herstellen. Diese werden vor allem bei Problemen des Hormon- und Immunsystems empfohlen.

Charakteristika

Offen, freundlich, pflichtbewusst, mitfühlend, empfindlich auf Kritik, wenig Selbstbewusstsein und Selbstwahrnehmung, liebt Kinder

Wunsch es allen recht zu machen, kann sich nicht durchsetzen, Ablösungen, die für den eigenen Lebensweg nötig wären, gelingen nicht; Unvermögen, alte Angelegenheiten zu Ende zu bringen, ev. schlechte Beziehung zur Mutter

Wenn die Kinder aus dem Haus gehen, verliert das Leben seinen Sinn

Bei Kindern Flucht zur Mutter, wollen Fürsorge, Angst vor fremden Orten, Schlafstörungen, wollen ins Bett der Eltern

Wahnidee der Körper sei aus Gelee, getrennt von der Welt, wie eine Blase aus Glas

Verstärkte Blutungen im Klimakterium, Hitzewallungen und Schweißausbrüche

Frostig, < Kälte, Müdigkeit und Schwäche morgens

Halskratzen aus Trockenheit, Erkältung, trockene Lippen, Herpes, Hautausschläge

Atemnot, Herzklopfen

Übelkeit, Schwangerschaftsübelkeit, Aufstoßen wie faule Eier, Colitis, Verstopfung, Schmerz nach dem Stuhlgang

Verlangen nach Brot, Nudeln, Reis und Süßigkeiten

Chorda umbilicalis

Chorda umbilicalis (Chord-umb)
Nabelschnur
Allgemeines
Die Nabelschnur verbindet den Embryo über die Plazenta mit dem mütterlichen Blutkreislauf. Bei der Geburt ist sie ca. 50cm – 60 cm  lang und hat einen Durchmesser von 2 cm ; sie besteht aus 2 Arterien, die sauer- und nährstoffarmes Blut zur Plazenta leiten und einer Vene, die sauerstoffreiches Blut von der Plazenta zum Embryo bringt, und ist umhüllt von einer gallertigen Bindegewebshülle. Sie ist schmerzunempfindlich und wird nach der Geburt  abgebunden und durchtrennt, sobald das Blut nicht mehr pulsiert. Seit einigen  Jahren werden aus ihr Nabelschnurblutstammzellen gewonnen, die bereits für Therapien (in der Onkologie und Hämatologie) verwendet werden und auch für die Forschung eine immer größere Bedeutung gewinnen.
Wenn es in der Embryonalzeit oder während der Geburt primäre Traumata gibt, kann es zu tiefen Verlassenheits-,   Verletzungs- , Entfremdungsgefühlen und fehlendem Urvertrauen kommen, die durch die Gabe von Nabelschnur heilsam beeinflusst werden können. Andererseits kann sie dazu beitragen, eine nötige Abnabelung aus unheilsamen Beziehungen zu vollziehen, sich in seiner eigenen Mitte zu verwurzeln und aus dieser Mitte heraus eine befriedigende Beziehung ins Außen zu schaffen.

Charakteristika
ernst, nachdenklich, geistesabwesend, schwierige Konzentration, Abneigung gegen Gesellschaft, fühlt sich verlassen, gereizt, geistig erschöpft
andererseits harmonisch, friedlich, euphorisch, lacht viel, redselig, zart, weich
sich ausgeschlossen fühlen versus sich eingebunden und zugehörig fühlen
Mangel an Lebenswärme, Schwäche nachmittags, Schweregefühl
brennende Augen, geschwollene Lider, Jucken der Nasenlöcher, Niesen, Ohren und Nase verstopft
Halskratzen, schmerzhafte Schwellung der Halsdrüsen
Übelkeit (mit Speichelfluss),  Völlegefühl, Magenschmerzen,  Auftreibung des Abdomens, Durchfall oder Verstopfung
Schwieriges Atmen, Zusammenschnürung wie Eisenband um den Brustkorb, Palpitationen
Hitzewallungen
Kribbeln der Extremitäten, Taubheitsgefühle
Verlangen Fleisch, Bier/Wein, Gewürztes, Salz, Süßigkeiten

 

Folliculinum

Folliculinum

Östrogen aus dem Ovarialfollikel eines Pferdes.
Es besteht eine Ähnlichkeit zur zweiten Reihe des Periodensystems.
Klinische Prüfung von Madame De Mattos in den 50er Jahren.
Krebsmiasma

Allgemeines
Die follikuläre Phase im Menstruationszyklus wird durch Östrogen bestimmt, in dieser Phase hat die Frau eine starke und kraftvolle Ausstrahlung, sie wirkt weiblicher und ihre Libido ist erhöht, eine Voraussetzung für das Fortbestehen der menschlichen Rasse. Die Kehrseite dieser hormonellen Effekte ist ein gewisser Verlust der Ratio und ein Beherrschtwerden von Hormonen, gleichzeitig     entstehen möglicherweise unerwünschte Schwangerschaften und unglücklich abhängige Beziehungen. So kann man die zentrale Empfindung von Folliculinum „Lost in devotion“ erklären.
Die Frau vergisst, wer sie ist, ihre eigenen Bedürfnisse werden vernachlässigt. Sie lebt um Anderen zu gefallen.

Das zentrale Thema von Folliculinum ist das Bindungsprobleme zwischen Mutter und Kind, aber auch andere zwischenmenschliche Beziehungsprobleme und die Abhängigkeit von einem anderen Menschen. Es geht immer um mangelnde Identität, um Selbstzweifel, Selbstverleugnung bis zur Selbstaufgabe. Sie stehen unter Druck und fühlen sich ihren Mitmenschen völlig ausgesetzt. Patientinnen sind unfähig selbständig zu werden, sie haben starke Autoritätsprobleme und können kaum nein sagen. Sie sind oft traurig, deprimiert, weinerlich. Sie übernehmen die Gefühle anderer Menschen „wenn es denen gut geht, dann geht es mir auch gut“. Melissa Assilem, die das Buch über die Muttermittel geschrieben hat: „Die Einnahme von Folliculinum verleiht das Wissen, dass es ein Selbst gibt, das man beanspruchen kann“.

Charakteristika
Folliculinum ist ein wichtiges Mittel in Zeiten der Hormonumstellung, also während der Pubertät, in der Schwangerschaft, während der Stillzeit und im Klimakterium.
Es kann ein wichtiges Mittel sein, um nach langer Pilleneinnahme wieder einen normalen Zyklus herzustellen und  es regt die Fertilität bei unerfülltem Kinderwunsch an.
Während Anti-Hormontherapie bei hormonabhängigem Krebs kann eine rhytmisch gegebenen Dosis von Folliculinum C 200 (z.B. wöchentlich/montlich) die Nebenwirkungen abmildern
Wenn Druck von einer Gruppe oder einem Individuum oder der Familie ausgeübt wird (DD Carc.)
Depressionen, Depressionen und Erregung wechseln einander ab
Labilität mit Ängsten und suizidalen Gedanken
sehr nervös
Schwindel
Migräne
gestörte Leberfunktion, Leberschwellung, Meteorismus
Obstipation, Obstipation im Wechsel mit Diarrhö
Extrasystolen, Tachykadie, Beklemmungsgefühl ums Herz
Entzündungen im Urogenitalbereich
Hautausschläge, trockene Ekzeme, Flechten, Psoriasis
Essstörungen wie Anorexie, Bulimie
Periodizität
Wassersucht im Allgemeinen und vor/während Regel und Ovulation
Mammakarzinom auch bei Männern
frühe sexuelle Reife bei Mädchen
Verlangen: Teigwaren, Mehlspeisen, Süßigkeiten, Zucker

Follikulinum sollte immer in Erwägung gezogen werden wenn Symptome entstehen  durch  Unterdrückung des natürlichen Zyklus wegen Pilleneinnahme oder nach Hysterektomie.

Modalitäten
Verschlimmerung: Vor der Regel, im Präklimakterium, Bewegung, Berührung
Besserung: nach der Regel, bei kühlem Wetter, im Freien

 

Vernix caseosa

detail from photo/Tom Adriaenssen

Vernix caseosa
Käse- oder Fruchtschmiere von zehn verschiedenen Kindern. Sie besteht zu 80 % aus Wasser, zu 20 % aus Lipiden, abgeschilferten Epithelzellen und Lanugohaaren. Ein  in ihr enthaltenes antibakteriell wirkendes Polypeptid schützt in der Schwangerschaft vor Infektionen.
Entspricht dem Empfinden der Familie der Ranunculacea.

Allgemeines
Tinus Smith schreibt über Vernix: „Die Käseschmiere ermöglicht es uns, auf allen Ebenen in Kontakt mit der Außenwelt zu bleiben, ohne von ihr überwältigt zu werden und unsere eigenen Gefühle sowie die anderer zu spüren, ohne sie miteinander zu vermengen“.
Die Käseschmiere beschützt das ungeborene Baby während seiner Zeit im Mutterleib. Logischerweise entstand so die Idee, dass das aus der Käseschmiere von 10 neugeborenen Babies hergestelltem Mittel Vernix caseosa ein wichtiges Mittel gegen Einflüsse der Umwelt sein könnte. Tatsächlich hat es eine hervorragende Wirkung auf die Haut, auf die unterschiedlichsten Hauterkrankungen. Die Essenz des Mittels ist aber auf der seelischen Ebene, es besteht in der ungenügenden Abgrenzung der eigenen Energie von der umgebenden Energie, also auch ein Schutz vor negativen Einflüssen, wie z.b. feindlichen Gefühlen anderer Menschen oder der stressigen und hektischen Atmosphäre einer Großstadt.

Die vier großen Themen von Vernix caseosa sind:

●  das Gefühl ungeschützt und verletzlich zu sein
●  sich angegriffen und verfolgt fühlen
●  Mangel an Identität und Selbstwert
●  alle Arten von Hauterkrankungen

Charakteristika
Sehr empfindlich gegen Lärm, Gerüche, Wind und Berührung
Keinen Zugang zu den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen
Starke (zu starke) Anteilnahme an dem Leiden und den Problemen von anderen Menschen
Gefühl von Schutzlosigkeit, was zu irrationalen Ängsten führt.
Angst im Dunkeln
Nebulöser Geisteszustand, kann oft nicht zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden
Unbestimmte Schuldgefühle
Schlaflosigkeit durch zu viele Eindrücke
Träume von äußerer Bedrohung, was jedoch keine Angst auslöst
Hauterkrankungen aller Art, insbesondere Reaktionen auf Umweltgifte und Schadstoffe

Modalitäten
Verschlimmerung: starke Gerüche, Lärm, Wind, in Gesellschaft, Umweltgifte
Verbesserung: Ruhe, daheimbleiben,